Stadtrat setzt mehrheitlich Signal gegen Melbbad

Stadtrat setzt mehrheitlich Signal gegen Melbbad

By Kai Schroeder, 24. Juni 2020

Stadtrat setzt mehrheitlich Signal gegen Melbbad

In der gestrigen Ratssitzung der Stadt Bonn wurde der Antrag des BBB für das Melbbad mehrheitlich abgelehnt. Der Stadtrat hätte beschließen können, das Grundstück des Melbbades weder ganz noch teilweise zu verkaufen. Alternativ stand der Beschluss zur Auswahl, die Entscheidung über das Melbbadgrundstück von einer umfassenden gutachterlichen Prüfung und der vergleichenden Prüfung einer Sanierung des Melbbades im Rat abhängig zu machen.

Beide Anträge wurden mehrheitlich abgelehnt, nur BBB und LINKE stimmten hier für das Melbbad. Die Baubefürworter rechtfertigten sich unter anderem mit diesen bedenklichen Äußerungen:

Facebook-Nachricht von Frau Standop (Die GRÜNEN) gestern nach der Ratssitzung: LINKE stimmt gegen (!) sozialen Wohnungsbau am Melbbad. Begründung: Das würde den schönen Charakter des Bades zerstören, und man könnte vor einem so hohen Gebäude nicht mehr so entspannt auf dem Rasen liegen. [Zu] Michael Faber: Ihr hängt euer Fähnchen auch so, wie es euch gerade passt. Gut, dass Tim Achtermeyer und ich dargelegt haben, warum wir GRÜNE es uns nicht so einfach machen und dafür auch ökologische Gründe ins Feld führen können. Und so kann auch das Bad erhalten bleiben für alle, die es lieben.
[Zu] Johannes Schott: Der Entwurf der VEBOWAG berücksichtigt die entscheidenden ökologischen Anliegen:
1. Der Baukörper wurde gedreht, um die Kaltluft ungehindert in die Stadt strömen zu lassen. Ersatzpflanzungen überkompensieren den Verlust.
2. Es werden keine Bäume gefällt, die laut Baumsatzung unter besonderem Schutz stehen.
3. Die Flächen am Melbbad sind bereits teilversiegelt. Bei einem Neubau an ander Stelle müsste die gesamte Grundfläche neu versiegelt werden.
4. Innenverdichtung wie hier rettet ökologisch wertvolle zusammenhängende Freiflächen im Umland, die ansonsten mittelfristig aus dem Regionalplan herausgelöst und dem Wohnbau zugeführt würden.


Unsere Antwort von Rettet-das-Melbbad:

Sehr geehrte Frau Standop, wenn die LINKE sich schon gegen sozialen Wohnungsbau ausspricht, dann handelt es sich offensichtlich um eine außerordentlich unsoziale Idee. Darüber sollten Sie vielleicht noch einmal genauer nachdenken. Wir vom Rettet-das-Melbbad-Team haben den GRÜNEN in den letzten Wochen ausführlich dargelegt, warum auf Dauer nur eines von beidem funktionieren wird: das Melbbad ODER ein Wohnkomplex. Offensichtlich ignorieren Sie diese Fakten und Argumente konsequent. Wir haben uns mit der öffentlichen Stellungnahme der GRÜNEN hier auseinandergesetzt: https://www.rettet-das-melbbad.de/?page_id=342

  1. Der Baukörper wurde zwar gedreht, um die Verschattung der Becken etwas zu verbessern. Das Verschattungsproblem ist aber dadurch bei Weitem immer noch nicht gelöst – die Blockierung der frischen Kaltluftströme in Richtung Innenstadt auch nicht. Sie wollen das Bauvorhaben hier mit einem KLIMAGUTACHTEN rechtfertigen, das von der KLIMALEITSTELLE BONN NICHT AKZEPTIERT wurde.
  2. Es werden viele der Bäume am straßenseitigen Hang gefällt werden. Was können Sie zu den Folgen der Rodung in Bezug auf mögliche Hangrutschungen sagen? Diese sind im Melbtal ein bekanntes Problem.
  3. Schön, dass Sie inzwischen ganz offen sagen, dass bei der geplanten Bebauung auch Böden versiegelt werden müssen, die es bisher nicht sind. Der neue Baukörper hat übrigens die 3,5fache! Grundfläche der alten Gebäude.
  4. Das Bonner Wohnungsproblem wird mit 83 Wohnungen bei Weitem nicht gelöst werden. Es ist davon auszugehen, dass ALLE in Frage kommenden Freiflächen dennoch bebaut werden, wenn die Stadt Bonn nicht endlich ein Konzept entwickelt, ihren massiven Leerstand für bezahlbaren Wohnraum zu nutzen und Wohnraum zu vernünftigen Preisen zu bauen, statt Büroflächen wie z.B. im Bundesviertel zu bauen und lukrative Luxusobjekte wie an der Schumanns Höhe zu ermöglichen.

Unser Fazit: Die Grünen ignorieren ein abgelehntes Klimagutachten, nehmen zusätzliche Bodenversiegelungen und Baumfällungen in Kauf und ignorieren sämtliche Argumente, die belegen, dass das Melbbad nach einer Realisierung des Wohnkomplexes keine Chance mehr haben wird. Wir sind fassungslos!

SPD, Frau Ewald in der Ratssitzung: „Am Freitag wird hier in diesen Räumen die Bürgerversammlung stattfinden. Ich bin gespannt, denn dann ist ein großer Teil, den die Bürger gefordert haben damit erledigt […]Wir haben jetzt hier eine Möglichkeit konkret etwas zu tun. Das tue ich jetzt umso mehr und noch mit mehr Unterstützung als vorher weil wirklich wir über 3 Monate Badebetrieb im Schwimmbad reden und wenige Tage, wo es vielleicht mal ein bisschen lauter ist. Und wenn sie sich mal mit Krankenschwestern und Pflegern unterhalten, werden sie sehen, dass die Nähe zur Arbeit sehr viel wichtiger ist als ob es ein bisschen lauter oder weniger laut ist. Von daher ein wunderbares Ja zu dem Bauprojekt, was wir natürlich heute noch nicht beschließen.“


Unser Fazit:
Frau Ewald sieht den von ihr dringend gewünschten Beschluss des Bauvorhabens in greifbarer Nähe. Die Bürgerinformation muss lediglich noch „erledigt“ werden. Damit ist aber „kein großer Teil“, den die Bürger gefordert haben erledigt – knapp 4000 Bonner haben Unterschriften gegen einen 4-8 stöckigen Bau an dieser Stelle geleistet. Die Forderung der Bürger ist erst dann erledigt, sobald dieser Wohnkomplex – auch in seiner nur kaum veränderten neuen Ausprägung – verhindert worden ist. Und wir fügen als Forderung hinzu: Natürlich müssen die bestehenden Umkleiden und Sanitäranlagen saniert werden, um die Zukunft des Bades zu sichern.

  
Neben den Forderungen der Bürger*Innen scheinen auch Naherholung und Schwimmsport im Melbbad, die in den immer heißer werdenden Sommern in Bonn immer wichtiger werden, bei Frau Ewald keine große Wertschätzung zu genießen. Den zukünftigen Nachtschichten leistenden Pflegekräften der Uniklinik und ihrem wohlverdienten Bedürfnis nach Schlaf und Erholung misst Frau Ewald scheinbar auch keine besonders große Bedeutung bei. Aus unserer Analyse des Lärmimmisionsgutachtens zu dem Bau geht klar hervor, dass schon die gesetzlich geforderte Mindestruhe mit dem Betrieb des Bades nicht vereinbar ist. Es ist davon auszugehen, dass Lärmschutzregelungen in Zukunft sogar noch strenger werden.

Auf unsere Kritik am Lärmimmissionsgutachten und zu dem realen Risiko, das das Melbbad nach einer Wohnbebauung nicht mehr rechtssicher betrieben werden kann, geht Frau Ewald in keiner Weise ein. Wer sich als Bürger oder Bürgerin – ob Badegast oder künftiger Bewohner am Beckenrand – ernst genommen fühlen möchte, ist bei Frau Ewald offenbar an der falschen Adresse. Wir haben uns mit der öffentlichen Stellungnahme der SPD hier auseinandergesetzt: https://www.rettet-das-melbbad.de/?page_id=343

CDU Herr Moll: […] Ich denke, die Schwimmbadbenutzer werden, ich sag mal, mit diesem Projekt auch leben können. Im Gegenteil, ich glaube, dass das Melbbad durch dieses Projekt auch geschützt werden kann. […]  

Stadtrat setzt mehrheitlich Signal gegen Melbbad
Unser Fazit:
Die CDU schließt sich den Scheinargumenten von Grünen und SPD an und ignoriert unsere Argumente und Fragen, die wir allen Fraktionen zum Thema Melbbadbebauung haben zukommen lassen, ebenfalls geflissentlich.  Wer nur denkt, dass die Schwimmbadbenutzer damit hoffentlich „auch leben können“, schätzt die Zukunftschancen des Bades offensichtlich selbst nicht besonders hoch ein.

Stadtrat setzt mehrheitlich Signal gegen Melbbad

Wir haben bisher kein einziges vernünftiges Argument FÜR das Bauvorhaben an genau dieser Stelle gehört. Auch konnte bisher keines unserer vielen Argumente widerlegt werden. Dass dieses Projekt der Stadt äußerst destruktiv und gegen jede Vernunft ist, war noch nie so klar wie jetzt. Darum verstärken wir unsere Bemühungen und kämpfen weiter dafür, dass das Melbbad so schön bleibt, wie es ist.



4 Comments

  1. Lockermann sagt:

    Eine Bebauung( wie auch immer) wäre aus jeglicher Sicht ein Unding!

  2. Petrea sagt:

    Wie sieht es mit der Verschattung – nicht nur der Wasserflächen – sondern auch der Grasflächen, z.B. des Hügelbereichs bei (Spät-) Nachmittagssonne aus?
    Im Schatten mag sich kein Mensch sonnen.

  3. Barbarra von Korff Schmising sagt:

    Die Stadt Bonn ist miserabel verwaltet. Anstatt Freiflächen und Plätze zu schaffen, auf denen sich die Bürger auch im heißen Sommer aufhalten können, wird jeder Zentimeter mit weißen, gesichtslosen Kuben (siehe Bahnhof) zugepflastert. Den Steilhang über dem Melbbad zu bebauen, ist höchst problematisch, abgesehen davon, dass das Tal für Bonn eine Frischluftschneise ist. Offensichtlich erregt das Melbbad, das vielen Bonnern aller Altersgruppen als hochsommerliches Erholungsgebiet dient, schon lange den missgünstigen Ärger der Stadtväter. Mit der pseudosozialen Geste der Wohnraumbeschaffung, kann man dem beliebten Bad endlich ein Garaus machen. Bonn ist die letzte Stadt, die Klimaveränderung, Luftverschmutzung, Lärmbelästigung noch nicht als die größten Probleme der Zukunft erkannt hat. Während man überall um neue Ideen ringt, um Städte bewohnbarer zu machen, ist man hier immer noch auf die Zubetonierung jelicher Baulücke aus; übrigens durchweg stümperhaft und mit größtem finanziellen Schaden für der Stadt. Hätte man sich rechtzeitig um ein vernüntiges öffentliches Verkehrssystem gekümmert, müssten auch nicht alle Bewohner in der Stadt zusammengepfercht werden.

  4. Helge E. WEBER sagt:

    Das MELBBAD muß bleiben und zwar so wie es ist und war.
    Die Planung des neuen Wohnblocks „quetscht“ ihn zwischen Straße und Bad. Das wird auf Dauer zu Konflikten führen.
    Aus meiner sicht: EIN KLARES N E I N zu der aktuellen Planung.
    Hier wird für DIE GRÜNEN deutlich, daß Reden und Handeln häufig nicht zueinander passen !

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